Indol-3-Carbinol

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Was ist das für ein Stoff? Und welche Wirkung hat dieses Mittel?
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Frage

Was ist Indol-3-Carbinol für ein Stoff? Und welche Wirkung hat dieses Mittel? Wie hoch sollte die Dosierung idealerweise sein?

Antwort

Indol-3-Carbinol (I3C) gehört zur Gruppe der sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, genauer zu den Glucosinolaten (Senfölglykoside) und wird von vielen Pflanzen der Familie der Kreuzblütler gebildet. Dazu gehören beispielsweise Kohlsorten wie Brokkoli, Rosenkohl, Kohlrabi, Grünkohl oder Chinakohl, aber auch Rettich, Radieschen, Meerrettich, Kresse und Senf. Indol-3-Carbinol soll laut Werbung eine krebshemmende Wirkung besonders bei hormonabhängigen Krebsarten (Brustkrebs, Prostatakrebs) haben. Außerdem soll es toxische und krebserzeugende Stoffe unschädlich machen können. Solche krankheitsbezogenen Angaben sind für Nahrungsergänzungsmittel nicht erlaubt, denn sie sind nicht dafür bestimmt, Krankheiten vorzubeugen, diese zu lindern oder zu heilen.

Die meisten Studien, die von Anbietern angeführt werden, sind Studien an Zellkulturen oder am Tiermodell. Diese Studien reichen nicht aus, um einen Nutzen für die Einnahme von Indol-3-Carbinol beim Menschen zu belegen. Bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA wurden zu Indol-3-Carbinol zwei gesundheitsbezogene Aussagen zur Prüfung eingereicht. Beide wurden von der EU abgelehnt.

Wie bei vielen anderen sekundären Pflanzenstoffen ist nicht genau bekannt, wie Indol-3-Carbinol wirkt, wenn es nicht über ein Lebensmittel, sondern isoliert und in viel höherer Dosierung in Form eines Nahrungsergänzungsmittels aufgenommen wird. Die durchschnittliche Aufnahmemenge an Indol-Verbindungen in Deutschland beträgt etwa 5,0-5,7 mg pro Tag. Bekannt ist, dass Indol-3-Carbinol nach oraler Aufnahme durch die Magensäure innerhalb weniger Minuten abgebaut wird. Selbst nach Aufnahme großer Mengen von bis zu 400 mg konnte weder im Blutserum noch in anderen Stoffwechseluntersuchungen I3C gefunden werden. IC3 selber kann also im Körper gar nicht wirken, eine mögliche biochemische Wirkung haben ggf. nur die gebildeten Stoffwechselderivate.

Auch ist die Sicherheit dieser isolierten Stoffe nicht ausreichend untersucht, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit Medikamenten können nicht ausgeschlossen werden. I3C reduziert die Wirksamkeit bestimmter Arzneimittel (Cytochrom P450 1A2-Stoffwechsel). Wenn Sie Medikamente nehmen, fragen Sie bitte vorher Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in der Apotheke nach Wechselwirkungen.

Indol-3-Carbinol wird häufig aus Brokkoli extrahiert. Auf manchen Produkten ist in der Zutatenliste jedoch gar nicht erkennbar, woraus der Stoff gewonnen wurde. Für Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzenstoffen gibt es keine standardisierte Zusammensetzung. Das heißt, die einzelnen Produkte mit dem Inhaltsstoff Indol-3-Carbinol können sich erheblich voneinander unterscheiden. Einige Produkte werden zusätzlich mit Resveratrol, Gemüsepulvern oder auch Selen kombiniert.

Indol-3-Carbinol, welches synthetisch durch Abbau von Glucobrassicin hergestellt wurde, gilt laut EU-Novel-Food-Katalog als neuartige Lebensmittelzutat und darf erst nach einer Sicherheitsprüfung durch die EFSA und einer Zulassung durch die EU in Lebensmitteln einschließlich Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden.

In Gemüse, Obst, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen sowie Vollkornprodukten sind circa 5.000 -10.000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Es wird vermutet, dass die positiven Gesundheitseffekte, die für eine pflanzenbetonte Kost nachgewiesen sind, auf dem Zusammenwirken dieser Stoffe (Synergieeffekt) beruht.

Zum Weiterlesen:

Sekundäre Pflanzenstoffe - warum sie wichtig sind

Verbraucherzentralen fordern Regelungen für Pflanzenstoffe

 

Quellen:



Memorial Sloane Kettering Cancer Center: Indole-3-Carbinol (Stand:02.08.2023) (zuletzt abgerufen am 26.07.2024)

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EU-Novel-Food-Katalog: Indole-3-carbinol. Stand: 31.10.2023 (zuletzt abgerufen am 26.07.2024)

Schmandke H (2005): Indolderivate aus glucosinolathaltigen Lebensmitteln mit antikanzerogener Wirkung. Ernährungs-Umschau 52 (7): 276-278

Knasmüller, Siegfried (2014): Krebs und Ernährung. Kapitel 6 - Schutzfaktoren in der Nahrung, 6.10 Glucosinolate in Kreuzblütlern und Kohlgemüse. Thieme Verlag

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