NADH in Nahrungsergänzungsmitteln?

Stand:
Ist der Vertrieb von NADH auf Amazon komplett legal? Und stimmt es, dass NADH einen Energieschub auslöst?
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Frage

Ich würde mich gerne erkundigen, ob der Vertrieb von NADH und anderen ähnlichen Nahrungsergänzungsmitteln auf Amazon komplett legal ist. Die Inhaltsstoffe sind so grundsätzlich nicht im Novel food catalogue der EU oder in der Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung gelistet. Und stimmt es, das NADH einen Energieschub auslöst?

Antwort

NAD/NADH ("Coenzym 1", Nicotinamidadenindinukleotid) ist ein energielieferndes Co-Enzym der Atmungskette, hilft aber auch beim Abbau von Kohlenhydraten und Alkohol im Körper. Es wird im Körper aus Niacin (Vitamin B3), Nicotinamid und auch aus Abbauprodukten der Aminosäure Tryptophan produziert. Der NADH-Haushalt des Körpers reguliert sich selbst. NADH hat keine ernährungsphysiologische Bedeutung. Ein Mangel entsteht nur bei ausgeprägter Mangelernährung. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene tägliche Zufuhr des Ausgangsvitamins Niacin wird in der Regel erreicht und sogar überschritten. 

Aussagen, dass der zusätzliche Konsum von NADH einen Energieschub auslösen kann, stimmen nicht, da die Substanz nach dem Schlucken verdaut und gar nicht vom Körper aufgenommen wird. Behauptungen wonach die zusätzliche Einnahme von NADH das Konzentrationsvermögen verbessert, den Alterungsprozess umkehrt und sogar bei Demenz hilft, sind wissenschaftlich nicht belegt und damit wegen Irreführung nicht erlaubt. Aussagen in Zusammenhang mit Erkrankungen (wie Demenz) sind für Nahrungsergänzungsmittel sogar explizit verboten.

NADH ist im Prinzip die aktivierte Form von Niacin und könnte aus unserer Sicht den Vitaminen zuzurechnen sein. In Anlage 2 Richtlinie 2002/46/EG ist NADH aber nicht als zugelassene Vitaminverbindung für Niacin in Nahrungsergänzungsmitteln aufgeführt und daher nach unserer Auffassung eher unzulässig. Bei dem in Nahrungsergänzungsmitteln enthaltenen NADH handelt es sich nicht um eine natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommende Substanz, auch wenn sie aus Hefen oder Hopfen als Ausgangssubstrat gewonnen wird. Daher könnte NADH auch als nicht erlaubtes neuartiges Lebensmittel bzw. Lebensmittelzutat angesehen werden, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass es bereits vor 1997 in der EU in Lebensmitteln eingesetzt wurde.

Schädlich ist NADH nicht. In der Schweiz sind bis zu 20 mg/Tag NADH in Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt.

 

Quellen:


Verordnung des EDI vom 16. Dezember 2016 über Nahrungsergänzungsmittel (VNem), Fassung vom 01.07.2020

NADH-Supplementation: Kritische Stellungnahme. Stellungnahme von Prof. Dr. Andreas Hahn, Universität Hannover, Institut für Lebensmittelwissenschaft, am Zentrum für Angewandte Chemie, Abt. Ernährungsphysiologie und Humanernährung, vom 20.09.2000

Bitte beachten Sie, dass die Antwort auf diese Verbraucheranfrage den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

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