Gewonnen und trotzdem verloren - ungewollt gedopt

Stand:
Bei Nahrungsergänzungsmitteln sind Verunreinigungen mit Dopingsubstanzen nicht auszuschließen. Bei Wettkämpfen kann das zum Problem werden, außerdem können von einzelnen Produkten gesundheitliche Gefahren ausgehen. Worauf kann man achten?
Sportler

Das Wichtigste in Kürze:
Kann Schadstoffe enthalten!

  • Bei Angeboten von Nahrungsergänzungsmitteln - nicht nur im Internethandel - ist nicht auszuschließen, dass sie ‒ um die Wirkung zu verstärken ‒ mit nicht deklarierten illegalen Dopingsubstanzen versetzt sind.
  • Wer Sport treibt, sollte Produkte daher nur aus sicheren Quellen beziehen. Dabei hilft z. B. ein Blick in die "Kölner Liste".
  • Wenn wirklich Mangelerscheinungen vorliegen, sollten Sie diese mit ärztlicher Unterstützung ausgleichen.
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Schutz vor positivem Doping-Test

Während der Olympischen Winterspiele 2014 hat vermutlich ein (importiertes) Nahrungs­ergänzungs­mittel  mit Methyl­hexanamin (DMAA) einen Dopingskandal in der deutschen Mannschaft ausgelöst. Auch anderen Leistungssportler:innen geht es immer mal wieder so. So hat die Nationale Doping Agentur NADA vor den Olympischen Spielen 2022 nachdrücklich vor den Gefahren gewarnt - auch in Bezug auf (chinesisches) Fleisch.

Tatsächlich ist es für Sie nicht ganz einfach, sich der Doping-Gefahr zu entziehen, wenn Sie zusätzlich zum Training auf Nahrungsergänzungsmittel setzen. Zum einen werden gefährliche Produkte, z. B. versetzt mit muskelaufbauenden Anabolika, (illegalerweise) frei im Internet verkauft. Zum anderen sind in Nahrungsergänzungsmitteln häufig nicht deklarierte Zutaten enthalten. So gibt es durch das Europäische Schnellwarnsystem RASFF jedes Jahr zig Meldungen zu unerlaubten pharmakologisch wirksamen Substanzen (z.B. DMAA, DMAE, Methyl-Synephrin, Octopamin) in Sportler-Nahrungsergänzungsmitteln.

Im Dezember 2021 hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel mitgeteilt, dass im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplans (BÜp) Pre-Workout-Booster aus Sport- und Fitness-Geschäften untersucht wurden. Davon enthielt fast die Hälfte der Proben (44,8 %) potentiell gesundheitsgefährdende Stoffe. Mehr als jede fünfte Probe (21,8 %) wies sogar gleich mehrere dieser Stoffe auf. Am häufigsten wurden die Substanzen Dimethylaminoethanol (DMAE) und Synephrin nachgewiesen. DMAE kann Muskelverspannungen und ‑zuckungen sowie Schlaflosigkeit und Magenschäden verursachen. Synephrin wird häufig in Kombination mit Koffein angeboten und kann zu schweren Herzschäden führen.

Eine aktuelle Studie aus den USA vom 17. Juli 2023 warnt vor Pflanzenstoffen mit angeblich leistungssteigernden Eigenschaften in Sport-Nahrungsergänzungsmitteln. Dabei wurde festgestellt, dass 89 % der Etiketten die in den Produkten enthaltenen Inhaltsstoffe nicht korrekt angegeben haben. Darüber hinaus enthielten 12 % der Produkte in den USA verbotene Inhaltsstoffe. Sehr relevant mit Blick auf Dopingkontrollen!

 

Dabei ist im Markt zu unterscheiden, um wen es sich bei den Anbietern handelt:

  • „kriminelle Hersteller“, die bewusst Dopingsubstanzen beimischen,
  • „riskante Hersteller“, die unbewusst Dopingsubstanzen beimischen, weil sie z.B. die WADA-Verbots- und -Monitoringliste nicht kennen,
  • „reguläre Hersteller“, die achtsam produzieren, bei denen aber dennoch Dopingkontaminationen durch unsaubere Rohstoffe oder im Verarbeitungsprozess vorkommen können.
     

Gefunden wurde z. B. die Substanz Methylhexanamin, auch bekannt als DMAA. Dieser Stoff ist seit 2010 namentlich von der Welt-Anti-Doping-Agentur verboten. Im Jahr 2012 entfielen 45 % aller Dopingfunde mit Stimulanzien auf ihn. Auch das ähnlich wirkende DMBA wurde in zahlreichen Fitnessprodukten entdeckt. Die Einstufung als Dopingsubstanz beruht vorwiegend auf den starken Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System.

Produkte mit nicht-deklarierten anabolen Steroiden wie Metandienon, Oxandrolon oder Stanozolol bergen ein großes gesundheitliches Risiko. Sie können z. B. zu schweren Leberschäden, psychischen Veränderungen oder Herzproblemen führen.

Laut Dr. Geyer vom Zentrum für präventive Dopingforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln gibt es nur wenige Sportarten, die im Hochleistungsbereich die Einnahme von Nahrungs­ergänzungs­mitteln nötig machen. Informationen für den Breitensport und die Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung finden Sie auf unserer Seite "Nahrungsergänzungsmittel beim Sport". Wer Produkte nehmen und trotzdem sichergehen will, nutzt die "Kölner Liste". Es handelt sich dabei um eine Service-Plattform, die der Olympia­stützpunkt Rheinland Spitzen­sportler:innen und regulären Herstellern zur Verfügung stellt, um vor allem Kader-Athlet:innen vor unberechtigten Dopingvorwürfen zu schützen.

Aktuell umfasst die Kölner Liste mehr als 1.000 Produkte von über 200 Anbietern, darunter auch Discounter und Drogeriemärkte. Diese enthält nur Nahrungs­ergänzungs­mittel und sportaffine Ernährungsprodukte, die auf Doping­substanzen getestet wurden. Das Risiko, in eine Dopingfalle zu tappen, ist damit deutlich reduziert. Wichtig zu wissen: Die Kölner Liste stellt keine Empfehlung für ein Produkt oder den Einsatz von Nahrungs­ergänzung­smitteln ganz allgemein im Sport dar. Sie ist aber hilfreich, wenn es um sichere Angebote und die Verringerung des Doping-Risikos geht. Die Produkte sind mit dem Logo der Kölner Liste gekennzeichnet.

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Wenn es sein muss: Arzneimittel

Wenn wirklich Vitamin- oder Mineralstoff-Mangelerscheinungen vorliegen, rät die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) allen Sporttreibenden, nur ärztlich verordnete Arzneimittel einzunehmen. Diese unterliegen im Gegensatz zu Nahrungsergänzungsmitteln strengen Kontrollen und Auflagen; so müssen zum Beispiel ausnahmslos alle Inhaltsstoffe in der Packungsbeilage aufgeführt sein, und es muss auf alle möglichen Nebenwirkungen hingewiesen werden. In der ärztlichen Beratung wird  auch  festgelegt, wie das Medikament eingenommen werden muss, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Weil Nahrungs­ergänzungs­mittel im Sport ein aktuelles und viel diskutiertes Thema sind, hat die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) einen Film zum Umgang mit diesen Substanzen erstellt.

Übrigens: Nahrungs­ergänzungs­mittel im Sport gelten als Einstieg ins Doping. Nach dem Motto "Für jedes Problem gibt es ein Mittel" fördern sie die sogenannte "Dopingmentalität".

Weiterführende Informationen zum Thema

Stiftung Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland

Initiative ALLES GEBEN, NICHTS NEHMEN

Deutsche Sporthochschule Köln: Doping-Lexikon

 

Quellen:


Thevis M (2016): Unsaubere Pillen / Dirty Pills. Aktuelle Ernährungsmedizin 41(S 01): 19-S21

DFG Senate Commission on Food Safety SKLM: Kurzmitteilung: Zusatz von pharmakologisch aktiven Substanzen zu Produkten, die als Nahrungsergänzungsmittel und Lifestyle-Lebensmittel vermarktet werden, Endfassung vom 30.01.2015

Klein F (2019): Doping: Sind Nahrungsergänzungsmittel der Einstieg? Bericht vom 20. Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin. Medical Tribune, 13.10.2019 (abgerufen am 04.12.2023)

DOSB: Nahrungsergänzungsmittel, Juni 2014

NADA: Dopingfalle Nahrungsergänzungsmittel (abgerufen am 04.12.2023)

WADA: Welt Anti-Doping Code Internationaler Standard Verbotsliste 2024 (abgerufen am 04.12.2023)

Kölner Liste ®. Mehr Sicherheit durch getestete Produkte (abgerufen am 04.12.2023)

Olympiastützpunkt Rheinland: Die Kölner Liste: Produktdatenbank (abgerufen am 04.12.2023)

Gemeinsam gegen Doping: Nahrungsergänzungsmittel (abgerufen am 04.12.2023)

Doping-Prävention im Sport (abgerufen am 04.12.2023)

BVL (2021): Gesundheitsrisiken bei Sportlernahrung. Sog. Pre-Workout-Booster und andere „Wundermittel“ enthalten oft gesundheitsgefährdende Stoffe. Stand: 02.12.2021

Cohen PA et al. (2023): Presence and Quantity of Botanical Ingredients With Purported Performance-Enhancing Properties in Sports Supplements. JAMA Netw Open 6 (7): e2323879

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