Granatapfel wird mit positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem und antioxidativen Wirkstoffen beworben. Was ist da dran?
Was steckt hinter der Werbung zu Granatapfel?
Sie bekommen Granatapfel als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln sowie als Granatapfelsaft und Saftkonzentrat. Den Produkten werden wundersame Wirkungen nachgesagt. So sollen sie Prostata- und Brustkrebs bremsen, Herz-Kreislauf-Beschwerden lindern, den Blutdruck senken und anti-entzündlich wirken. Außerdem sollen durch die Einnahme die Entstehung von Thrombosen, Lungenembolie, Schlaganfall und Herzinfarkt verhindert und Infekte abgewehrt werden. Beworben wird der Granatapfel auch im Zusammenhang mit der sexuellen Gesundheit von Männern.
Eindeutige wissenschaftliche Belege, die für Empfehlungen ausreichen, gibt es dafür aber nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die wissenschaftliche Studienlage überprüft. Danach haben weder extrahierte Inhaltsstoffe noch der Saft eine positive Wirkung auf Herz-Kreislauf-Gesundheit, Blut-Cholesterin oder Blutzucker. Nachweise zu positiven Auswirkungen auf die Potenz und für die antioxidative Wirkung liegen ebenfalls nicht vor. Neuere Studien deuten darauf hin, dass ein erhöhter Blutdruck durch das regelmäßige Trinken von Granatapfelsaft etwas sinken könnte. Ähnliches ist aber auch schon für Orangensaft gezeigt worden.
Auf was sollte ich bei dem Verzehr von Granatapfel-Produkten achten?
Der Verzehr von Granatapfel als Frucht und Saft gilt allgemein als sicher. Dagegen ist bislang nicht untersucht worden, ob dies bei dauerhaftem Verzehr auch auf isolierte Granatapfel-Inhaltsstoffe zutrifft.
Fallberichte zeigen, dass es zwischen Granatapfelsaft und bestimmten Medikamenten zu ähnlichen Wechselwirkungen wie bei Grapefruitsaft kommen kann. Durch die Hemmung wirkstoffabbauender Enzyme in Darm und Leber baut der Körper bestimmte Medikamente (z.B. Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer mit den Wirkstoffen Phenprocoumon/Warfarin) im Körper langsamer ab. Sie können sich unter Umständen bis zu einer toxischen (giftigen) Menge anreichern. Nehmen Sie gleichzeitig Granatapfelsaft oder granatapfelhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln mit Medikamenten ein, sollten Sie daher sicherheitshalber mit Ihrem Arzt Rücksprache halten.
Granatapfelsäfte, vor allem aber Nahrungsergänzungsmittel in Form von Konzentraten und Pulvern, werden meist über das Internet vertrieben. Teilweise wird über hochgradige Verfälschungen von Granatapfelsaft berichtet. Es werden Fremdfrüchte wie z.B. Trauben, Kirschen und Apfel eingesetzt sowie künstlicher Farbstoff, Zucker und Säuren. Außerdem wurden Angebote von rückverdünntem Konzentrat als Direktsaft beobachtet. Achten Sie auf jeden Fall darauf, wie hoch der Granatapfel-Anteil im Produkt ist. Angaben finden Sie in der Zutatenliste. Fehlen diese, wird Granatapfel nur als Geschmacksgeber in winzigen Mengen verwendet.
Was sind Granatapfel-Nahrungsergänzungsmittel?
Der Granatapfel stammt aus West- bis Mittelasien und wächst im tropischen bis subtropischen Klima. Heute wird er auch im Mittelmeerraum, vor allem in der Türkei, angebaut. Von der apfelähnlichen, rötlichen Scheinfrucht werden nur die tiefroten fleischig ummantelten Kerne (Samen) gegessen. Je nach Sorte haben diese ein süßliches oder säuerliches Aroma. Die Schale und das helle Fruchtfleisch sind bitter und nicht genießbar. Geerntet werden Granatäpfel zwischen Oktober und Januar. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach. Für Nahrungsergänzungsmittel wird der Saft der Kerne konzentriert oder fermentiert und gefriergetrocknet angeboten.
Welche Inhaltsstoffe sind in Granatapfel enthalten?
Zu den Inhaltsstoffen des Granatapfels gehören neben den Mineralstoffen Kalium, Calcium, Eisen und Phosphor auch die Vitamine C und B sowie Folsäure. Verglichen mit der Menge in Orangen (etwa 70 mg) bietet der Granatapfel pro 100 g mit etwa 7 mg wenig Vitamin C. Zu erwähnen ist noch der hohe Gehalt an sogenannten Polyphenolen. Polyphenole gehören zu den sekundären Pflanzenfarbstoffen. Besonders intensiv farbige Früchte wie Blaubeeren oder der Granatapfel weisen auf einen höheren Anteil an diesen speziellen Stoffen, die antioxidativ wirken, hin. Weitere antioxidative Bestandteile sind die Ellagsäure sowie Punicalagin/Punicalagene.
Können Granatapfel-Produkte mit Schadstoffen belastet sein
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart hat Anfang 2022 einen Bericht zu Rückständen und Kontaminanten in Granatäpfeln aus konventioneller Erzeugung veröffentlicht. Mehr als die Hälfte der 84 Proben stammten aus der Türkei, ansonsten stammten mehrere Proben aus Peru und Spanien und vereinzelte Proben aus Indien, Israel, Südafrika und Usbekistan. Mit Ausnahme einer spanischen Probe wurden in allen Proben Rückstände nachgewiesen. Mehrfachrückstände wurden in 92 % der Proben gefunden. Vor allem Granatäpfel aus der Türkei waren auffällig.