Mangan – und die Ernährung reicht

Stand:
Über Mangan weiß man nicht sehr viel. Sicher ist: Ein Mangel ist nicht bekannt, unsere Ernährung enthält genügend Mangan. Das gilt gerade auch für Personen, die überwiegend Pflanzliches essen.
Produkte, die Balaststoffe beinhalten

Das Wichtigste in Kürze:
Auf die Dosis kommt es an

  • Mangan ist ein Spurenelement. Die Grenze zwischen „lebenswichtig“ und „gefährlich“ ist durch Nahrungsergänzungsmittel unter Umständen schnell überschritten.
  • Vor allem ältere Menschen sollten vorsichtig mit der Dosierung sein.
  • Ein Mangel beim Menschen ist nicht bekannt.
  • Pflanzliche Lebensmittel sind die Hauptlieferanten.
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Was steckt hinter der Werbung zu Mangan?

Werbebeschreibungen nennen als mögliche Wirkungen für zusätzliches Mangan häufig eine vermehrte Produktion des "Glückshormon Dopamin" zur Hilfe bei Stimmungsschwankungen, eine verbesserte Gedächtnisleistung (Konzentrations- und Merkfähigkeit), eine Verbesserung des Blutzuckerspiegels ("bei Störung der Glukosetoleranz") oder auch eine verbesserte Fruchtbarkeit ("reproduktive Gesundheit").

Abgeleitet werden diese Aussagen in der Regel aus Manganmangel-Beschreibungen bei Tieren oder rein theoretisch, weil Mangan in bestimmten Stoffwechselprozessen vorkommt. Ein Beweis ist das alles nicht, entsprechende Werbeaussagen sind daher gesetzlich verboten. Aussagen wie "Reduzierung von Müdigkeit und Erschöpfung" sowie "Aufrechterhaltung normaler kognitiver Funktionen" wurden 2010 von der EFSA als wissenschaftlich nicht erwiesen bewertet und sind damit ebenfalls nicht erlaubt.

Folgende Werbeaussagen sind dagegen gestattet, sofern die enthaltene Mangan-Menge mindestens 0,3 mg pro Tagesdosis beträgt:

  • trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
  • trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei
  • trägt zu einer normalen Bindegewebsbildung bei
  • trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen


Die vorgeschriebene Wortwahl für diese Aussagen zeigt schon, dass mit Hilfe einer normalen Manganzufuhr der physiologische Normalzustand erreicht wird. Das bedeutet keineswegs, dass mit einer höheren Zufuhrmenge eine Verbesserung oder Steigerung erzielt wird und gar Krankheitssymptome gelindert oder Erkrankungen geheilt werden könnten. Das ist Aufgabe von Arzneimitteln. Nahrungsergänzungsmittel dienen nur dazu, Ernährungsdefizite auszugleichen.

Eine Aussage wie "Mangan zur Verbesserung der Nährstoffversorgung der Gelenke, damit Sie … beweglich und mobil bleiben." ist laut BVL nicht allgemein wissenschaftlich anerkannt und damit ebenfalls verboten.

Worauf sollte ich bei der zusätzlichen Verwendung von Mangan achten?

Mangan ist ein Spurenelement, das einerseits essenziell (lebensnotwendig) ist und andererseits eine hohe Toxizität (Giftigkeit) aufweisen kann, z.B. kann es Nervenschäden verursachen und sich dadurch negativ auf die Atemwege und das Gehirn (ähnlich Morbus Parkinson) auswirken. Bei größeren Mengen aus normalen Lebensmitteln wie Getreide (bis 10 mg/Tag) sind toxische Auswirkungen aber nicht zu befürchten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat festgestellt, dass eine zusätzliche Manganzufuhr von bis zu 4 mg pro Tag (z.B. über Nahrungsergänzungsmittel) für die Allgemeinbevölkerung wahrscheinlich keine unerwünschten Wirkungen hervorruft.

Die Verwendung von Mangan bei Osteoporose oder Epilepsie ist ausschließlich der ärztlichen Therapie (mit Arzneimitteln) vorbehalten, keinesfalls vorbeugend nehmen!

Ältere Menschen (ab ca 60-65 Jahren) sollten allerdings keinesfalls mehr als 0,5 mg Mangan täglich zusätzlich zur normalen Ernährung aufnehmen. Da es in Deutschland keine Altersunterscheidung bei Nahrungsergänzungsmitteln gibt, empfiehlt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) daher eine generelle Höchstmengenbeschränkung für Mangan in Nahrungsergänzungsmitteln von 0,5 mg pro Tag.


Diese Mangan-Verbindungen (Sie finden sie in der Zutatenliste) sind aktuell in der EU in Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt:

  • Manganascorbat
  • Mangan-L-aspartat
  • Mangan-Bisglycinat
  • Mangancarbonat
  • Manganchlorid
  • Mangancitrat
  • Mangangluconat
  • Manganglycerophosphat
  • Manganpidolat
  • Mangansulfat

Als rein natürliche Mangan-Quelle wird oft gekeimter Buchweizen angeboten. Dabei stammt das Mangan aber nicht aus dem Buchweizen, sondern ursprünglich aus dem Nährstoffsubstrat, welches zum Keimen verwendet wurde (Biofortifizierung). Als weitere natürliche Mangan-Quellen werden auch Chlorella- oder Spirulina-Produkte angepriesen, für die bezüglich der Mangananreicherung Ähnliches gelten dürfte, denn 1 g getrocknete Spirulina enthält normalerweise gerade einmal 0,045 mg Mangan.

Wofür braucht der Körper Mangan?

Mangan ist im Körper vor allem Bestandteil von Enzymen. Es sichert die Energiebereitstellung der Zelle und spielt eine wichtige Rolle für den Aufbau von Bindegewebe, Knorpeln und Knochen.

Für Fachleute: Manganhaltige Metalloenzyme werden vor allem für die Gluconeogenese, im Glutaminstoffwechsel und im Harnstoffzyklus benötigt. Außerdem ist Mangan Bestandteil der Superoxiddismutase. Mangan wird über den Dünndarm aufgenommen und mit dem Stuhl ausgeschieden. Es wird im Knochen, Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse gespeichert, beim Erwachsenen sind das etwa 10-40 mg. Der normale Blutspiegel beträgt 0,3-3 µg/l. Im Plasma ist Mangan an Transferrin gebunden.

Direkte Mangelsymptome sind für Mangan nicht bekannt, es werden aber aufgrund der Bedeutung für Enzyme Störungen des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels vermutet.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist das Interesse an Mangan eher gering. Der Fokus liegt heute mehr auf möglichen toxikologischen Wirkungen, z.B. durch kontaminiertes Trinkwasser. Möglicherweise führt eine zu hohe Mangan-Menge im Gehirn zu Zittern, Muskelspasmen, Tinnitus oder Hörverlust. 

Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde geht davon aus, dass in Europa im Schnitt etwa 3 mg Mangan pro Tag mit der Nahrung aufgenommen werden. Es wird vermutet, dass das etwa 0,5 mg mehr pro Tag sind, als tatsächlich benötigt werden. Die adäquate Aufnahmemenge für Erwachsene incl. Schwangere und Stillende sowie Jugendliche ab 15 Jahren wird mit 3 mg pro Tag angegeben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt als Schätzwert für eine angemessene Zufuhr 2-5 mg Mangan pro Tag (aus allen Quellen). Die Resorption (Aufnahme durch die Darmwand in den Körper) ist sehr viel niedriger.

Für die Bundesrepublik Deutschland liegt kein Hinweis vor, dass die Bevölkerung unzureichend mit Mangan versorgt ist. Das heißt, über unsere natürlichen Lebensmittel können wir den Bedarf an Mangan sehr gut decken. Insbesondere vegan lebende Personen sind sehr gut mit Mangan versorgt.

In Pflanzen spielt Mangan eine wichtige Rolle in der Photosynthese. Daher ist vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Manganreiche Lebensmittel sind (Vollkorn-)Getreideprodukte wie Brot, Weizenkeime, Haferflocken, Hirse oder Reis, aber auch Hülsenfrüchte, Leinsamen, Kakao und Nüsse sowie grünes Blattgemüse und dunkle Beeren (Heidelbeeren, Aroniabeeren) oder Trockenpflaumen. Schwarztee enthält zwar sehr viel Mangan (690 µg/100 ml), dieses ist wegen des gleichzeitig hohen Gerbstoffanteils aber nicht gut bioverfügbar. Auch Kaffee (Getränk) ist bezogen auf die üblichen Trinkmengen eine Manganquelle (80 µg/100 ml).

Außer durch Gerbstoffe wird die Aufnahme von Mangan in den Körper durch zusätzliches Eisen (Fleisch, Nahrungsergänzungsmittel) blockiert. Auch reichlich Calcium kann die Aufnahme behindern.

 

Quellen:


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