Wofür braucht der Körper Coenzym Q10?
Hinter dem Vitaminoid "Coenzym Q10", auch genannt Q-10, Ubichinon-10 oder UQ, verbirgt sich ein fettlösliches Molekül, das in seiner Struktur dem Vitamin K und Vitamin E ähnelt. Q10 ist für gesunde Menschen nicht essentiell.
Q10 spielt eine große Rolle bei der Energiebereitstellung in den Körperzellen. Aus diesem Grund kommt es vor allem in Lunge, Leber und Herz vor, also den Organen, die viel Energie benötigen. Als Ubichinon (ubique = überall) wird Coenzym Q10 in allen lebenden Zellen benötigt und hergestellt. Weiterhin fängt es schädliche Sauerstoffverbindungen ab und ist somit wie Vitamin E als Antioxidans aktiv.
Zwar werden bei Personen mit Herzerkrankungen in der ärztlichen Therapie positive Effekte durch hochdosiertes Q10 erzielt, das lässt aber keinerlei Rückschlüsse auf eine Verwendung von Q10 zur Nahrungsergänzung zu. Ein Mangel an Coenzym Q10 ist sehr selten, in der Allgemeinbevölkerung sind keine Mangelsymptome bekannt. Eine Leistungssteigerung oder eine Stärkung der Abwehrkräfte durch den zusätzlichen Verzehr von Q10 wurde bereits 2001 vom damaligen Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und erneut von der EFSA verneint.
Bekannt ist jedoch, dass mit zunehmendem Alter die Q10-Konzentration in verschiedenen Geweben deutlich abnimmt. Davon ist vor allem das Herz betroffen. 80-Jährige haben im Vergleich zu 20-Jährigen nur noch etwa 60 Prozent des Q10-Gehaltes im Herzen. Inwieweit es sich dabei aber um Auswirkungen des normalen Altersprozesses handelt und diese dadurch aufgehalten werden können oder ob durch eine zusätzliche, kontrollierte Gabe von Q10 im Alter weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorkommen wird noch diskutiert. Das erklärt aber die häufige Werbung für Q10-Produkte als Anti-Aging-Mittel, "Jungbrunnen" oder "Energie-Vitamin" und den häufigen Verkauf auf sogenannten "Kaffeefahrten".
Bestimmte Medikamente, z.B. cholesterinsenkende Statine, hemmen die körpereigene Q10-Bildung. Dadurch kommt es zu einer Abnahme der Q10-Konzentration in den Zellen. Einige Studien zeigten eine eindeutige Abnahme um bis zu 50 Prozent von Q10 unter einer Statin-Therapie. Inwieweit die Verwendung eines Q10-Produkts bei einer solchen Therapie sinnvoll ist, muss der Arzt entscheiden. Gleiches gilt für Personen mit einer Phenylketonurie.
Langzeitstudien zur alleinigen Einnahme von Coenzym Q10 – vor allem bei verschiedenen Altersgruppen – existieren praktisch nicht, sodass mögliche chronische Auswirkungen nicht eingeschätzt werden können. Es gibt aber eine Studie über 4 Jahre, in der der Einsatz von Q10 (200 mg pro Tag) in Kombination mit Selen bei älteren Menschen mit anfangs niedrigen Q10-Werten untersucht wurde.
Kann ich meinen Tagesbedarf über die Nahrung decken?
Es gibt verschiedene Wege, über die Coenzym Q10 für den menschlichen Organismus bereitgestellt wird. Als fettlöslicher Stoff ist es vor allem in fetthaltigen Lebensmitteln zu finden. Tierische Lebensmittel enthalten hohe Mengen Q10, vor allem Fleisch, Fisch, Geflügel, Leber, Ei und Butter. In pflanzlichen Lebensmitteln sind geringere Mengen zu finden, mit Ausnahme von Speiseölen wie Soja-, Raps- und Sesamöl sowie Hülsenfrüchten, Soja und Nüssen. Mit der Nahrung werden zwischen 5 und 10 Milligramm Coenzym Q10 aufgenommen
Der Körper ist aber auch in der Lage, das Vitaminoid aus den Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin sowie aus der in Pflanzen vorkommenden "Mevalonsäure" selber zu bilden. Weiterhin ist es Darmbakterien möglich, den Stoff zu erzeugen, welcher anschließend in die Blutbahn aufgenommen wird. Somit wäre eine Aufnahme von Q10 über die Nahrung nicht notwendig, eine zusätzliche Nahrungsergänzung ist für Gesunde dementsprechend überflüssig.